GESCHICHTEN
AUS UNTERMAIS
AUF UNSERER SCHIHÜTTE IN HAFLING VOR ÜBER 60 JAHREN
Damals war die Alpenvereinsjugend von Meran unter Leitung von Helmut Rueb sehr zahlreich und voll Begeisterung, und ich war auch dabei. Es gab damals nicht viele Möglichkeiten für uns Jugendliche, unsere Freizeit zu gestalten. Es gab nur die Feuerwehr, die Musikkapelle, den Sportklub oder die Katholische Jugend. Die Alpenvereinsjugend bot aber mir und einigen Gleichgesinnten genau das, was wir suchten: Sport, Erlebnis, Abenteuer, Freiheit und Kameradschaft. Der Alpenverein Meran hatte damals im Winter in Hafling von den Bauern die Piffinger Alm für die Jugend gepachtet.
Es begann damit, dass wir im Spätherbst mit unserem Jugendführer auf das Hochganghaus stiegen, um Decken und Polster zu holen und sie auf unsere Schihütte zu bringen. Danach gingen wir wieder an einem Sonntag zur Hütte hinauf, um Holz für den Winter zu richten. Mit Bewilligung vom Förster schnitten wir einige kleine, dürre Bäumchen ab, sammelten Äste und Reisig, die wir dann im Stall verstauten. Schon das war eine lustige Sache und vor lauter Eifer hatte einmal einer dem Franzl mit dem Beil durch den Schuh die Archillessehne abgehackt. Bis Falzeben haben wir ihn dann hinuntergetragen und niemand hat nach dem Schuldigen gesucht, so war es damals.
Sobald in der Höhe der erste Schnee gefallen war, sind wir dann, meistens die Kerngruppe von 4-5 Burschen, oft auch ich allein, mit der letzten Seilbahn am Samstagabend von Obermais nach Hafling gefahren und von dort dann in einem 2-stündigen Marsch über Falzeben und Zuegghütte zur Hütte aufgestiegen, etwas Proviant hatten wir auch mit. Oft regnete es in Meran und wir wussten aber, dass wir oben beim dichten Schneefall unser Abenteuer erleben werden. Bis Falzeben hatten wir meistens eine Spur, dann aber mussten wir erst eine machen. Auf der Hütte angekommen, fanden wir den versteckten Schlüssel und es wurde schnell ein Feuer im Ofen und im Herd gemacht. Es gab keinen Strom und das Wasser war vor der Hütte beim Brunnen. Der Herd und der Ofen rauchten, weil der Kamin noch kalt war und die Augen tränten, Fenster und Tür wurde aufgerissen. Es war alles nicht so schlimm, die Hauptsache: weg von der Arbeit als Lehrling, weg von der Stadt und wir waren frei. Bei Kerzenschein wurde Suppe und Tee gekocht, alkoholische Getränke hatten wir nie oben und es wurde immer viel gesungen und neue Pläne geschmiedet. Nach Mitternacht verkrochen wir uns unter die Decken im oberen Stock. Einer wurde bestimmt, der am Morgen zuerst aufsteht, Feuer macht und Tee kocht.
Es gab damals nur einen Tellerschlepplift am Steilhang bei der Zuegghütte, der zum Piffinger Köpfl hinaufführte. Am Morgen traten wir dann mit den Schiern den Schnee am Steilhang von oben herunter fest, es gab ja kein Pistengerät, und dafür durften wir gratis mit dem Lift fahren. Oben habe ich Schifahren gelernt, ohne Schilehrer und mit Holzschiern. Zuerst bin ich nur ein Stück im „Schuss" abgefahren und habe dann mit einem „Kristler" unten abgebremst. Später habe ich dann schon „Stemmbögelen” gemacht. Der „Steilhang” war dann schon eine Herausforderung und wir bewunderten die Meraner vom Sportklub, die alle schon gut schifahren konnten. Am Steilhang wetteten wir dann, wer von ganz oben im Schuss ohne Sturz herunterkommt. Einmal endete das dann mit gebrochenem Schi, aber nie mit einem gebrochenen Bein. Oft sind dann am Sonntag die Mädchen auf die Hütte gekommen und die haben dann mittags eine Suppe für uns gekocht. In dieser Zeit sind dann einige Freundschaften und später auch Ehen entstanden, die bis heute noch bestehen. Am Abend wurde dann saubergemacht, aufgeräumt und ins Hüttenbuch eingetragen, damit man wusste, wer zuletzt auf der Hütte war. Jetzt freuten wir uns schon auf die lange Abfahrt über die „Rennstrecke” mit dem berüchtigten „Kneringer Loch”.
Es gab damals nur einen Tellerschlepplift am Steilhang bei der Zuegghütte, der zum Piffinger Köpfl hinaufführte. Am Morgen traten wir dann mit den Schiern den Schnee am Steilhang von oben herunter fest, es gab ja kein Pistengerät, und dafür durften wir gratis mit dem Lift fahren. Oben habe ich Schifahren gelernt, ohne Schilehrer und mit Holzschiern. Zuerst bin ich nur ein Stück im „Schuss" abgefahren und habe dann mit einem „Kristler" unten abgebremst. Später habe ich dann schon „Stemmbögelen” gemacht. Der „Steilhang” war dann schon eine Herausforderung und wir bewunderten die Meraner vom Sportklub, die alle schon gut schifahren konnten. Am Steilhang wetteten wir dann, wer von ganz oben im Schuss ohne Sturz herunterkommt. Einmal endete das dann mit gebrochenem Schi, aber nie mit einem gebrochenen Bein. Oft sind dann am Sonntag die Mädchen auf die Hütte gekommen und die haben dann mittags eine Suppe für uns gekocht. In dieser Zeit sind dann einige Freundschaften und später auch Ehen entstanden, die bis heute noch bestehen. Am Abend wurde dann saubergemacht, aufgeräumt und ins Hüttenbuch eingetragen, damit man wusste, wer zuletzt auf der Hütte war. Jetzt freuten wir uns schon auf die lange Abfahrt über die „Rennstrecke” mit dem berüchtigten „Kneringer Loch”.
Die Rennstrecke war eine Spur die nicht präpariert war, aber wo die Gatter bei den Zäunen offen waren. Das „Kneringer Loch" war eine Mulde, wo man nach einer Schussfahrt in einen kleinen Gegenhang kam und da gab es häufig Stürze, die nicht immer gut ausgingen. So mancher landete dann mit einem gebrochenen Bein in der Unfallklinik beim Dr. Kneringer in Obermais.
Die Abfahrt endete dann bei der „Briefkastlbäuerin” vor dem Sulfner und der Bergstation. Dort stand dann meist schon eine Schlange von Schifahrern, denn das Bahnl konnte nur 6-8 Personen befördern. Die üblichen Meraner gingen dann in die benachbarte Bar, wo sie dann der Schaffner zur letzten Talfahrt holen musste. Wir kehrten dort nie ein, weil wir kein Geld hatten, aber trotzdem hatten wir ein schönes Wochenende auf unserer Schihütte hinter uns. Von der Talstation marschierten wir dann mit geschulterten Schiern zu Fuß nach Hause und freuten uns schon auf das nächste Mal.
Die Abfahrt endete dann bei der „Briefkastlbäuerin” vor dem Sulfner und der Bergstation. Dort stand dann meist schon eine Schlange von Schifahrern, denn das Bahnl konnte nur 6-8 Personen befördern. Die üblichen Meraner gingen dann in die benachbarte Bar, wo sie dann der Schaffner zur letzten Talfahrt holen musste. Wir kehrten dort nie ein, weil wir kein Geld hatten, aber trotzdem hatten wir ein schönes Wochenende auf unserer Schihütte hinter uns. Von der Talstation marschierten wir dann mit geschulterten Schiern zu Fuß nach Hause und freuten uns schon auf das nächste Mal.
Meraner Stadtanzeiger vom 17. März 2022, Seite 11, Thematik Historisches, von Ulrich Kössler